Montag, 9. Mai 2011

Der Minimalismus

Bei der Überlegung, welches Thema man nun für den Blogeintrag Nr. 1 wählt, hielt ich mich zunächst an den Gedanken „Was will ich überhaupt?“ Diese Frage ist natürlich nicht in einem Satz zu behandeln und auf gewisse Weise sogar sehr vielschichtig. Sie erwartet ein Ziel. Deshalb beschränkte ich mich zunächst auf eine ganz einfache Herangehensweise, nämlich das Optische. Bei der Gestaltung dieses Blogs war uns hauptsächlich eines wichtig: ein klare Struktur. Über diesen Ansatz kam ich in meiner weiteren Überlegung zu dem Ergebnis, dass mich vor allem eines im Leben besonders fasziniert:

Der Minimalismus
Was meint Minimalismus?
Diese Bezeichnung wird in vielerlei Hinsicht, in allen möglichen Bereichen unseres Lebens verwendet. Er bezeichnet sowohl einen Bereich innerhalb der Ästhetik, was sich besonders in der Kunst, der sogenannten Minimal-Art oder in bestimmten Formen der Architektur oder Musik äußert, wie auch in einer Lebenseinstellung.

Minimal-Art
Minimal-Art entstand Ende der 50er Jahre in den USA. Sie grenzte sich bewusst vom Subjektivismus des Abstrakten Expressionismus ab und wandte sich gegensätzlich dazu einer stark reduzierten Formensprache zu, die sich auf Geometrie und Wiederholungen gründet. Bewusst wird auf symbolische und metaphorische Umsetzungen verzichtet, im Vordergrund stehen die Wechselbezüge der einzelnen Elemente untereinander in Form von unmittelbarer Wahrnehmung von Raum, Volumen sowie Material im neu geschaffenen Verhältnis von Betrachter, Ort und Kunstwerk. Die Konzentration auf die Wahrnehmung schaffte damit eine neue Art von Selbstreflexion.
Donald Judd, Untitled, 1977via 
 Im Museum Wiesbaden sind Werke, u.a. von Donald Judd in der Sammlung „Expressionismus bis Minimal“ zu sehen.
Die Auseinandersetzung innerhalb der gegenwärtigen Kunst mit den Einflüssen der Minimal-Art sieht man beispielsweise in den Arbeiten des in Frankfurt lebenden und arbeitenden Künstlers Tobias Rehberger. Im Sommer dieses Jahres ist eine Ausstellung von ihm im Sinne der Fragestellung, ab wann alltägliche Dinge zu Kunst werden, im Essl Museum bei Wien zu sehen. Dabei erweitert er die traditionelle Rolle des Künstlers, der Kunstproduktion und der Ausstellung um die interaktive Benutzerdimension.







Minimalismus in der Architektur
Der Minimalismus in der Architektur hat seinen Ursprung weit vor der der Minimal-Art in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in der klassischen Moderne. Beide Strömungen, die des Minimalismus in der Architektur und der Minimal-Art sind jedoch vom Konzept der Einfachheit, der Ästhetik der reinen Geometrie, der perfekten Proportion und dem sensibler Umgang mit den Materialien verbunden.  Als einer der bedeutendsten Vertreter der reduzierten Formensprache kann der Bauhaus-Direktor Mies van der Rohe nach der Parole des „Less is more“ angesehen werden. Auch das Schweizer Architekturbüro Herzog und de Meuron arbeitet nach dem Prinzip des Minimalismus und greift klare Strukturen und reduzierte geometrische Formen auf.  

  
Tate Modern; Herzog und de Meuron via 


Neue Nationalgalerie Berin, Mies van der Rohe via 

Minimal Music
Die Ursprünge der Minimal Music sind in Zusammenhang mit Minimal-Art in den 19060er Jahren in den USA zu finden. Im Vergleich zur Kunst finden sich auch hier die gleichen Strukturmerkmale wieder: starke Reduktion, repetitive Strukturen und stabile Harmonik. Wie es jedoch in Künstlerkreisen üblich ist, wehren sich ihre Vertreter häufig gegen eine von außen auferlegte Etikettierung. Der Komponist Philip Glass sagte hierzu einmal: "Der Begriff 'Minimalismus' wurde von Journalisten erfunden [...] Die Frage ist: habe ich überhaupt jemals minimalistische Musik geschrieben? Ich wäre damals jedenfalls nicht auf den Gedanken gekommen, meine Musik so zu nennen. Ich hielt meine Musik für Bühnenmusik.“
Anfang der 1990er entwickelte sich im Bereich der elektronischen Musik eine Stilrichtung, die Minimal Techno genannt wird und sich durch 4/4 Takt, ein kühles Klangbild, gleichbleibendes Tempo und starke Monotonie auszeichnet. Robert Hoods Album „Minimal Nation“ von 1994 gilt als Ursprung dieser Bewegung. Künstler wie Richie Hawtin, Wolfgang Voigt (vor allem mit seinen Stusio1-Platten) oder Daniel Bell griffen diese Idee auf, was letztlich dazu führte, dass Minimal Techno zu einem der beliebtesten Genres innerhalb der elektronischen Clubkultur wurde.

Minimalismus als Lebenseinstellung
Immer häufiger hört man heutzutage von allen möglichen Seiten von einem Bedürfnis nach Minimalismus. Es scheint modern zu sein, sein Leben in Abgrenzung zum Kapitalismus besonders simpel und auf das Wesentlichste reduziert zu gestalten nach der Parole –Weg vom Konsum! Dabei steht doch vor allem die Suche nach dem Glück im Vordergrund, die nicht durch materielle Errungenschaften erfüllt werden kann. Ein neues Auto, ein schickes Kleid, das neueste Must-Have für den Sommer sind ja doch nur Objekte von kurzweiliger Dauer und befriedigen nur für einen Augenblick. Im nächsten Jahr, oder vielleicht sogar schon in der nächsten Saison sind diese Dinge bereits langweilig und totgesehen. Gerade innerhalb der Mode scheint das Prinzip des Minimalismus ein unbekannter Begriff zu sein. Hat man doch das Gefühl, dass sie sich ständig neu erfinden muss. Statt 2 Kollektionen im Jahr bringen viele Designer sogar noch zusätzlich Pre-Collections auf die Laufstege, was letztlich zu einem schnelllebigen und vielleicht sogar undurchsichtigen Markt führt. Entgegen diesen Trends sieht man jedoch auch Designer, die auf das Klassische, auf die Zeitlosigkeit setzen. Einer unter diesen ist der Belgier Dries van Noten. Der von ihm als Arbeitsweise praktizierte Minimalismus ist authentisch, man kauft es ihm ab. Dabei geht es weniger um streng minimalistisches Design, das findet man eher bei den Kollektionen des Labels Jil Sander, als um eine Lebenseinstellung. 
Geht man jedoch konsequent hin zum Minimalismus als Lebensstil, zeigen sich dabei noch weitere Komponenten. Die strenge Abkehr von der konsumorientierten Überflussgesellschaft und die Kritik an Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft tragen oftmals schon beinah spirituell-religiöse Züge. Bewegungen wie die Freikörperkultur oder den Hippies sind sicherlich in diesem Zusammenhang zu sehen.
Aber auch in der Philosophie finden sich Ansätze, die sich weit vor unserer heutigen vor allem durch Medien zur Schnelllebigkeit und Konsum orientierten Zeit mit dem Prinzip des einfachen Lebens beschäftigte. Platon blätterte sicherlich nicht durch die Vogue und besaß auch noch kein I-Phone.

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